Familienaufstellungen

Die systemischen Familienaufstellungen, wie sie zunächst von Bert Hellinger und seit Jahren auch von anderen erfahrenen Therapeuten entwickelt wurden, haben sich zur meist gefragten Therapieform im Selbsterfahrungsbereich entwickelt. Die ersten katamnestischen Studien und Dissertationen belegen auch eine zufriedenstellende Langzeitwirkung dieser Form der Kurzzeittherapie.
In den Familienaufstellungen werden die unsichtbaren Bindungen und Verstrickungen in das über die Generationen wirkende „Familiengewissen“ aufgedeckt und zu einer Lösung gebracht.
Über den therapeutischen Gehalt hinaus fasziniert an der Aufstellungsarbeit das hohe Maß, mit dem sich fremde Gruppenteilnehmer in die ihnen unbekannten Familienmitglieder der anderen Teilnehmenden einfühlen können. Diese Atmosphäre tief erlebten Mitgefühls und die große Achtung und Versöhnlichkeit gegenüber den Kräften und Schicksalen in der Familie hat sicher zu dem Erfolg und der Verbreitung des Familienstellens beigetragen.

In den Familienaufstellungen gilt die besondere Aufmerksamkeit der Einsicht in Bindungen und Verstrickungen in die Herkunftsfamilie, und deren Einfluss auf den inneren Lebensplan.
Die Aufstellungen zeigen, dass wir alle unbewusst über Generationen hinweg in die Schicksale unserer Sippe und Familie eingebunden sind. Viele heutige Lebenseinstellungen, Schwierigkeiten, Einschränkungen, Unfälle oder Krankheiten haben ihre Ursachen in einer unbewussten Übernahme der Schicksale früherer Familienmitglieder.
Durch die Aufstellungen kommen diese tiefen Schicksalsbindungen des „Familiengewissens“ ans Licht, und können gemäß den „Ordnungen der Liebe“ zu einer Lösung geführt werden. In der Familie gebundene Kräfte werden frei und können der Heilung dienen, und dem Nehmen der guten Dinge des Lebens.

In der Gruppe wird mit Stellvertretern das innere Bild der Herkunfts- oder Gegenwartsfamilie aufgestellt, wobei man sich ganz vom Gefühl leiten lässt. In dieser „Aufstellung“ geben die Stellvertreter erstaunlich genau die Gefühle und Empfindungen der betreffenden Familienmitglieder wieder. Auf bewegende Weise kann das Familiensystem des Klienten von langwirkenden Belastungen befreit werden
Es geht um Auswege und gute Lösungen aus Verstrickung in fremde Schuld und fremdes Schicksal, um Zugehörigkeit und Ausgeklammertsein, das Nehmen und Ablehnen der Eltern, die Ebenbürtigkeit in Paarbeziehungen und das Hadern oder Zustimmen zum eigenen Schicksal, die achtungsvolle Versöhnung mit dem was ist.
„Finden was wirkt, anerkennen was ist, und in der Seele an die Liebe rühren“ ist die Arbeitsweise in den Seminaren mit Familienstellen

Systemische Familienaufstellungen im Detail

Die Familienaufstellungen nach Bert Hellinger sind eine Form der systemischen Familientherapie, die vor allem in Therapie- und Selbsterfahrungsgruppen, aber auch in der psychotherapeutischen Einzelsitzung Anwendung findet. Darüber hinaus bieten die beobachtbaren Dynamiken in Familien und die „Ordnungen der Liebe“ in der Anamnese psychosomatischer Zusammenhänge ein wirksames Diagnose- und Interventionsinstrument.
Beim Familienstellen wird nicht mit den tatsächlich anwesenden Familienmitgliedern gearbeitet, sondern mit stellvertretenden Repräsentanten aus der Gruppe, bzw. in der Einzelarbeit mit Symbolen.

Der Hintergrund des Familienstellens

Die meisten psychotherapeutischen und systemischen Schulen arbeiten an den Beziehungen der Klienten und den biografisch erworbenen Einschränkungen und Beeinträchtigungen Im Familienstellen hingegen kommen die Bindungen und Verstrickungen in die Herkunftsfamilie ans Licht und können anerkannt und gelöst werden. Bindungen sind in der Regel tief unbewusst und bestehen im Unterschied zu Beziehungen gerade auch zu den Familienmitgliedern die der Klient nie kannte, weil Sie früh verstorben, ausgeklammert oder totgeschwiegen sind. Unter dem Ausgleichsbedürfnis des „Sippengewissens“ fühlen sich Nachgeborene, ohne den Zusammenhang zu erkennen, aufgerufen für die Taten und Schicksale im System Vorangegangener zu sühnen und zu bezahlen. In diesen Dynamiken finden wir die systemischen Hintergründe für Krankheiten, Unfälle, suizidale Neigungen, Belastungen; Einschränkungen, das Gefühl „nicht dazu zu gehören“ und die Angst davor, das Leben beherzt zu nehmen.
Beim Familienstellen geht es also um Auswege und gute Lösungen aus der Übernahme fremder Schuld und fremden Schicksals, um Zugehörigkeit und Ausgeklammertsein, das Nehmen und Ablehnen der Eltern, die Ebenbürtigkeit in Paarbeziehungen, das Hadern oder Zustimmen zum eigenen Schicksal und den Einfluss des Familiensystems auf den inneren Lebensplan.

Die „Ordnungen der Liebe“

Die Erfahrungen der Familienaufstellungen legen nahe, dass es in Familien Dynamiken und Ordnungen gibt, nach denen diese Familien und ihre Mitglieder entweder „gelingen“ oder scheitern.
Dieses „Scheitern“äußert sich in Krankheiten, in einer Neigung zu Unfällen oder Unglücken, einem „schweren Leben“, dem Scheitern verbindlicher Beziehungen und Partnerschaften, in unerklärlichen Schuldgefühlen oder dem Erleben von Vergeblichkeit.
Bei diesen Menschen finden wir oft eine systemische Verstrickung, in der Sie sich blindlings aufzuopfern suchen als Ausgleich für die Taten, das Leid, die Schuld oder das Schicksal von Vorgängern im System.
Diese Übernahme verletzt die Ordnungen der Liebe, nach denen Schuld und Unglück zur Würde derer gehört, die sie seinerzeit begingen oder erlitten. Durch die Anmaßung der Übernahme oder der Verurteilung von Taten Früherer traut sich der Klient/Klientin nicht, sein Leben ganz zu nehmen und etwas Gutes daraus zu machen. Eigenes Glück wird angesichts des Unglücks früherer Familienmitglieder wie Schuld erlebt.
Die Lösung kommt auf, indem die Vorgänger in der Familie in den Blick genommen, und Ihnen Ihre Last und Ihr Schicksal zugesagt und zugemutet wird, so dass der Klient in der Lage ist, seine Kräfte zu seiner Heilung und Lebensgestaltung einzusetzen, statt für andere Schweres zu übernehmen. Die Liebe, die blindlings an Vergangenes gebunden ist wird freigesetzt für die Gestaltung einer erfüllenden Gegenwart und Zukunft.

Das Familienstellen

In der Gruppe wird mit StellvertreterInnen das innere Bild der Herkunfts- oder Gegenwartsfamilie aufgestellt, wobei man sich ganz vom Gefühl leiten lässt. In dieser Aufstellung geben die Stellvertreter erstaunlich genau die Gefühle und Empfindungen der betreffenden Familienmitglieder wieder. Auf bewegende Weise kann das Familiensystem des Klienten von langwirkenden Belastungen befreit werden, indem Ausgeklammerte, früh Verstorbene oder Vergessene mit in den Blick genommen, gesehen und gewürdigt werden. Es stellt sich beim Klienten, und allen an der Aufstellung Beteiligten ein Gefühl der Entlastung , Erleichterung, Vollständigkeit und „Vollkommenheit“ ein, wenn alle die dazu gehören einen würdigen Platz im inneren Bild haben.
Die Lösung von belastenden Vorgängen im System geschieht über die Anerkennung und Würdigung aller Familienmitglieder, und der Rückgabe und Zumutung belastender Vorgänge (eine Schuld, ein schweres Schicksal, eine übernommene Last, ein „Fluch“) an die entsprechenden Vorgänger im System mit Respekt und Liebe.
„ Finden was wirkt, anerkennen was ist, und in der Seele an die Liebe rühren“, beschreibt die Arbeitsweise in dieser lösungsorientierten Therapieform.

Die „teilnehmende Beobachtung“ als Fachfortbildung

Um große Familiensysteme über zwei, drei Generationen aufstellen zu können braucht es eine genügende Anzahl von Männern und Frauen, die als StellvertreterInnen für die Familienmitglieder zur Verfügung stehen. Diese Personen, die nicht selbst aufstellen wollen, nennt man nach einem Begriff aus der Soziologie „teilnehmende Beobachter“. Die teilnehmende Beobachtung ist seit Jahren im Kontext der Systemaufstellungen eine Möglichkeit der Fortbildung, um Dynamiken in Familiensystemen zu erkennen und leibhaftig zu erfahren. Sie werden vertraut mit dem systemischen Hintergrund von Krankheit, Psychosomatik, Leiden und schwerem Schicksal und den entsprechenden Lösungsansätze.
Diese Lösungsansätze, auch die Lösungssätze, die „Sätze der Kraft“, mit denen am Ende einer Aufstellung gearbeitet wird, können in die ärztliche, psychotherapeutische oder heilkundliche Behandlung und Beratung von Patienten einfließen.
Eine nach wie vor große Faszination geht von den Aufstellungen aus, weil fremde Gruppenteilnehmer ohne Kenntnisse über die Personen die sie repräsentieren, präzise Wahrnehmungen zu deren innerem Erleben wiedergeben. Diese repräsentierende Wahrnehmung bezieht sich auf Wortwahl und Redewendungen der vertretenen Person, Körperhaltung und Körperausdruck bis hin zu genau erspürten Symptomen, Krankheiten und Verletzungen. Dieses Feldphänomen erlaubt den Teilnehmenden an Familienaufstellungen in unterschiedlichem Maße die Erfahrung transpersonaler Phänomene und ist eine hervorragende Schule zur Entwicklung von Mitgefühl und urteilsfreiem Einverstandensein mit dem was ist.
Alle Beteiligten erleben die Möglichkeit, den Bewegungen der Seele und ihrem Sehnen nach Einklang nachzuspüren. Wenn die Lösung in der Aufstellung gelingt findet das Ich, die gewordene Persönlichkeitsstruktur, darin einen größeren Zusammenhang in dem es sich lassen kann, – ein Schritt auf dem Weg zum Seelenfrieden.